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so merkwürdig das auch klingt, in der Geschichte der Verklärung spiegelt sich ein ganzes Stück meiner eigenen Lebensgeschichte. Es gab eine Zeit des Hochgefühls. In meinen verschiedenen Studien verstrickt, Wissen sammelnd, Pläne schmiedend, habe ich mich, ähnlich dem Gefühl der Jünger, so sicher gefühlt, dass ich auf der richtigen Seite bin. Ich war überzeugt, dass ich eine Zukunft habe, in die ich andere hineinziehen und überzeugen kann. So habe ich ähnlich wie Petrus und die anderen angefangen, Hütten zu bauen: eine Hütte für die Seelsorge, eine Hütte der Wissenschaft, eine Hütte persönlicher Erfolge. Vielleicht wäre ich ohne diese Bilder gar nicht Priester geworden.

 

Mein Leben hat mich aber eines anderen belehrt. Jetzt, nach Jahrzehnten, gilt, was der Evangelist schreibt. Nach dem Missbrauchsskandal, der einbrechenden Situation in den Gemeinden und nach Corona sind aus meinen Hütten Ruinen geworden. Aber genau eine solche Situation scheint den Evangelisten motiviert zu haben, die Geschichte vom Berg Tabor zu erzählen. 

 

Letztlich kommen wir auf den Ausgangsmoment zurück. Wir sehen Jesus allein. Das war mein Blick als Jugendlicher. Ich habe ihn tatsächlich gesucht, diesen Jesus. Und heimlich, warum eigentlich, habe ich unter der Bettdecke in der Bibel gelesen. Habe auch nach Menschen Ausschau gehalten, die in der Nachbarschaft und in der Familie dann nicht so recht zu finden waren. Und wie ein Wunder, aus heutiger Sicht, habe ich sie doch damals gefunden: die Ordensschwestern im Krankenhaus und alte Missionare, die noch in der Seelsorge aushalfen. Später bescheidene, aber überzeugte Gläubige in den Gemeinden. Den Spuren bin ich durchaus gefolgt.

 

Aber erst jetzt verstehe ich, worauf sie mich verwiesen haben: Jesus bleibt allein und er geht durch die Zeit. Und so merkwürdig das klingt, es ist unendlich befreiend. Er geht „herab“ zu den Menschen, in die Begegnung, ins Gespräch über Gott und die Welt. Befreiend ist dabei auch, dass wir keine Hütten brauchen. Nichts, was uns am Ort hält, kein lähmendes Hockenbleiben, keine Standortsicherung. Das Evangelium richtig verstanden, brechen wir ja gerade erst auf.

Und ich, bei Nacht mit der Bibel unter der Bettdecke und am Tag auf der Suche nach denen, die zu den 

Menschen gehen.

 

Ihr Pfarrer Fey 

 

Bild: Sieger Köder, Verklärung




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